„Überall fehlt es an Geld“

Franz Keck ist seit 1982 in, mit und für Simbabwe tätig im Bereich Marketing, CSR und Kunst. Aufgrund der Corona-Krise steckt er seit Monaten in Afrika fest, sein Rückflug ist nun von August auf September verschoben worden. Hier sind seine neuesten Beobachtungen aus Simbabwe.

Flugbeschränkungen
Mein Rückflug mit Emirates nach Deutschland für den 01.08.2020 wurde leider storniert und ist jetzt erst mal auf den 01.09. verschoben. Ich habe eigentlich auch noch genügend zu tun und bin deshalb gar nicht so traurig darüber. Ähnlich geht es wohl auch Benjamin in Deutschland, der gerade für mich in Birkenried die Stellung hält So versuchen wir beide aus der Not eine Tugend zu machen.

Corona Lockdown etc.
Die offizielle Stellen sprechen aktuell von 2512 Infizierten und 34 Corona-Toten (Stand 27.07.). Der Lockdown besteht offiziell immer noch in einer aufgelockerten Form. Nur noch Ämter sind zu und an allen Orten gibt es zumindeset offizielle Abstandsregeln. Alle Läden sind auf, allerdings sind die meisten Märkte noch geschlossen. Andererseits werden überall aus Autokofferräumen und auf ausgebreiteten Decken Waren angeboten und verkauft, um – falls die Polizei kommt – schnell das Weite suchen zu können. Ob dabei viel Umsatz gemacht wird ist fraglich. Überall fehlt es an Geld, aber irgendwas geht immer und „immerhin wird es einem nicht langweilig“. Die zerstrittene Opposition hat für 31.07. einen Generalstreik angekündigt. Fast als wäre das die Antwort darauf, hat die Regierung am 22.07. eine Ausgangssperre von 18 Uhr bis 6 Uhr angekündigt, angeblich wegen steigender Corona-Zahlen. Da Anfang August ohnehin ein paar Feiertage anstehen, planen jetzt alle grösseren Firmen eine Art Sonder-Betriebs-urlaub. Wie sich das ganze jetzt allerdings konkret gestaltet ist noch nicht klar und wir werden wie immer sehen müssen was passiert.

Leben, Preise, Arbeitsplätze, Landwirtschaft
Benzin kostet US$ 1,25, außer man will ewig anstehen, Gas zum kochen US$ 1,10, ein Laib Brot (art Toastbrot) US$ 1,00 zum offiziellen Wechselkurs. Der liegt bei 63:1 – der Schwarzmarktkurs irgendwo zwischen 80 und 100 – je nach den Mengen die man umtauschen kann oder will. Grundnahrungsmittel wie Maismehl, Kohlköpfe, Spinat und Tomaten sind wohl das Einzige was für die meisten Menschen hier noch einigermaßen erschwinglich ist. Die wenigen Industriebetriebe kämpfen bei geringer Auslastung ums Überleben. Wie mir scheint wird zumindest in der Landwirtschaft und in den Minen gut gearbeitet, ohne dass allerdings die Absatzwege und der Bedarf verbindlich geklärt sind. Besonders die Beamten, einschließlich Lehrer, scheinen frustriert, denn gerade deren Gehälter haben in den letzten Wochen besonders an Wert verloren.

Familie
Ronika, den Mädels, Lesley und allen anderen geht es gut. Maita wird bald ein Jahr alt und Apollonia wurde vor einigen Wochen 6 Jahre alt. Gegen Corona tanzen wir so oft es geht. Ab und zu schaffen wir auch kleine Outings wie z.B. vor kurzem zum Mukuwizi Game Park. Wir geniessen die gemeinsame Zeit, wissen allerdings gerade auch nicht genau wann wir mal wieder gemeinsam in Deutschland sein können.

Takunda Kindergarten
Unser Inklusionskindergarten hat sich die letzten Wochen mit „Extra-Lessons“ für die Erstklässler und gehörlosen Kinder Montags, Mittwochs und Freitag für die Wiedereröffnung aufgewärmt. Wird wohl nichts, wenn es mit dem Komplet-Shutdown ernst wird. Zumindest konnten wir mit Spendengelder auf dem neuen unweit von unserem kleinen Kindergarten gelegenen Gelände gute Fortschritte machen. Haben 20.000 Ziegel „selbst“ gemacht, Grenzmauern gezogen und Nachbarn, die auf dem Gelände gebaut hatten, sozialverträglich „umgesiedelt“. Ronika hat wieder an allen Fronten gekämpft und nur ab und zu musste ich als Mann, und noch „Weisser“ dazu noch mit grauen Haaren ein ernstes Wort sprechen oder ausgleichen. Spass macht immer die Arbeit und der Austausch mit den Kindern und deren Eltern. Als Corona anfing hatte ich schon mal hier und da „Murungu (Weisser)-Corona“ nicht ganz freundlich gehört. Cororna wird oder wurde hier ja als ein Virus der Europäer und Chinesen gesehen. Mittlerweile werde ich wieder von allen Seiten freundlich als Mukanja oder einfach Papa begrüsst, denn natürlich bin ich so ziemlich überall im Township der älteste und einzige Weisse.

Kunst und Künstler
Zum Glück konnten wir seid Juni in Birkenried das Eine oder Andere Objekt verkaufen. Es ist gut, daß Benjamin dort ist und sich mit Bernhard und Sulio gut ergänzt. Aktuell kämpfen so ziemlich alle Künstler hier in Zimbabwe ums Überlegen, denn es sind kaum Kunden da. Mir kommt es so vor, als ob besonders schöne Objekte angeboten werden. Es gilt einen fairen Preis zu zahlen, aber natürlich nur die besten Skulpturen auszuwählen, denn leider ist mein Budget doch sehr begrenzt. Trotzdem will ich zusammen mit anderen Galeristen aus Deutschland und Österreich einen Container füllen und Anfang August abschicken. Anbei ein paar Photos von Objekten, die ich hier die letzten Wochen gefunden und gekauft habe.

Green Manyame Green/littleZim4Environment
beschränkt sich leider aktuell in erster Linie darauf die geplanzten Bäume und Grässer jetzt während der Trockenheit zu bewässern. Ab und zu kaufen wir noch einige Kräuter und geben sie aktiven Nachbarn und Freunden. Environment Afrika darf aktuelle keinen Unterricht geben.
Ich habe die Nachbarsjungen Sam und Usher (12) angeworben für je 1 US$ die Woche die Bäume mit unserem Wasser zu bewässern. Temba monitort das ganze ein bißchen. Manchmal giessen wir auch gemeinsam. Jetzt hängen allerdings immer und immer mehr andere und ältere Jungs rum und ich frage mich, ob bzw. wie ich diese Art von „Kinderarbeit“, Arbeitsbeschaffung oder Bewusstmachung intensiver pflegen oder unterstützen könnte. Leider sind es gar nicht so viele Bäume, die auch nur annähernd noch mehr Bewässerung bzw. Beschäftigung rechtfertigen würden. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Idee.

Was gefällt mir an Zimbabwe/Afrika – ein kleines Beispiel
Von Interviewern wollte ich immer gefragt werden, was z.B. ganz anders wäre als in Deutschland bzw. was besonders possitiv in Zimbabwe ist. Meine heutige Antwort ist: Es wird noch repariert! Vor einigen Monaten war ich mit meinem Laptop und einem Mobiltelefon (beide mit kaputten Screens) in der Stadt. Schnell fand ich einen Laden mit freundlichen liebenswerten Leuten. Nach zwei Stunden war alles wieder Bestens, repariert und sogar mit Screensaver, alles für 40 US$ und zusätzlich amüsante Gespräche mit offenen Leuten. Ausserdem waren sie offensichtlich dankbar für das „Geschäft“. Ein anderes Mal hatte ich einen defekten Laptop dabei. Mir wurde erklärt und gezeigt, wo ein Wasserschaden entstanden war und dass er nicht mehr repariert werde kann, ich aber für die Teile noch US$ 50,00 ´bekommen würde. Ich war froh, daß die Teile wieder Verwendung finden und sogar noch ein bisschen Geld dafür bekommen habe. Die Wegwerfgesellschaft gibt es eigentlich nur bei Verpackungen.

Ich freue mich über diese Blogs, besonders in der Form von Interviews und hoffe, dass das Lesen euch allen Freude macht! Wie schon beim letzten Mal gefragt: Vielleicht gibt es ja unter unseren Freunden oder Bekannten noch weitere und ganz andere Fragen über Zimbabwe, littleZIM, Kindergarten etc.?! Ich würde mich sehr über Rückmeldungen, Kommentare und auch konkrete Fragen freuen. Gerne würden auch Künstlerfreunde Auskunft geben. Wir sind ja mit allen in Kontakt. Falls jemand Ronika‘s und meine Aktivitäten finanziell unterstützen möchte, würden wir uns natürlich über jeden Beitrag sehr freuen. Am Besten geht es über

1. www.zimrelief.org – Stichwort „Takunda Kindergarten
2. www.stiftung-bienenwald.de – Stichwort “littlezim4environment”

Beide unabhängigen Organisationen können Spendenquittungen ausstellen und prüfen unsere Aktivitäten jährlich. Über unser Tun werden wir in Zukunft regelmäßig berichten und auch Bilder veröffentlichen. Natürlich würden wir uns über euren Besuch in littleZIM und bigZIM freuen.

Bis zum nächsten Mal
liebe Grüsse von Franz und Familie

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